Esraj Geschichte Teil 3

Wir gingen in Mittenwald auch noch in einem Geigenbauladen um Knochenleim zu kaufen.

Auf dem Weg zurück nach Augsburg planten wird grob die Konstruktion der Esraj. Wir waren also immer noch im "Einstein-Modus" - d.h. planen und nicht bauen. Vorher hatten wir ein paar wirklich ausgefallene Design Ideen, aber weil die Zeit drängte, entschieden wir uns doch die Esraj im traditionellem Design zu bauen. Von einem Bild, wo Sri Chinmoy seine Lieblingsesraj hält, versuchten wir die Maße abzunehmen. Wir hatten den Eindruck, dass sie viel größer als eine indische Standard Esraj ist -- falls es überhaupt einen Standard gibt :)

Somit planten wie sie 10cm länger und etwas breiter. Später fanden wir heraus, dass wir uns getäuscht hatten. Somit wurde unsere Esraj "fälschlicherweise" viel größer als normal. Das war erst der Anfang einer ganzen Reihe weiterer "Fehler", die wir jetzt für den guten Klang verantwortlich machen.

Unsere Freunde vom Sangit Sushama und Gandharva Loka, zwei Musikläden, die indische Instrumente verkaufen, waren uns eine große Hilfe. Tapodhan vom Gandharva Loka schenkte uns sogar eine alte Esraj zum Experimentieren. Unglücklicherweise hatte sie einen furchtbaren Klang, deshalb wollten wir keine direkte Kopie von ihr machen. Aber wir sind ihm sehr dankbar für unsere erste "offene Esraj Operation". Wir trauten unseren Ohren kaum. Selbst als wir schon fast das komplette Fell weggeschnitten hatten, war sie noch spielbar. Irgendwie hat sie überlebt, zur großen Überraschung der zwei anwesenden, unprofessionellen Chirurgen.

Meine Wohnung hat sich inzwischen zu einer richtigen Werkstatt verwandelt. Überall Staub und ein Haufen Krach aufgrund der verwendeten Maschinen. Aber es kümmerte uns nicht und wir arbeiteten überglücklich jeden Tag bis spät in die Nacht.

Nach ein paar Tagen kamen die Nachbarn und fragen uns, ob wir auch dieses konstante Maschinengeräusch hören. Wir schwiegen, aber es war klar, dass wir umziehen mussten. Glücklicherweise hatte ein Freund von uns eine kleine Werkstatt, die er uns gerne anbietete.

Unglücklicherweise war es dort sehr kalt, staubig und verraucht wegen des Holzofens zum Heizen. Aber wir waren überglücklich. Jetzt konnten wir Tag und Nacht arbeiten ohne jemanden zu stören. Wir richteten unser ganzes Leben nach dem Esraj Bauen aus. Wenn z.B. der Leim für ein paar Stunden trocknen musste und wir nicht weiter arbeiten konnten, legten wir uns schlafen. Wenn wir gerade mitten in einem Arbeitsprozess waren, haben wir einfach weitergearbeitet, egal wie spät es war und wie viel Stunden wir schon vorher gearbeitet haben.

Wir befanden uns in einem Fluß konstanter Energie, Enthusiasmus und unbeschreiblicher Freude.