Esraj Geschichte Teil 9

Einen Tag später erzählte uns Veeraja (ein anderer australischer Schüler) von Nipun. Er ist im Melbourne Sri Chinmoy Zentrum und hat bereits ein paar Instrumente gebaut, unter anderem auch eine Esraj. Wir dachten er sollte sicher wissen, wo man in Australien ein Ziegenfell bekommt!

Wir kontaktierten ihn und er war sehr hilfsbereit. Er sendete und sofort seine komplette Sammlung an Fellen, die er noch hatte. Alle Häute waren exzellent, aber zwei waren bereits von ihm bearbeitet. Wir hatten keine Ahnung, wie Nipun das hinbekommen hat. Diese Häute waren so weich, flexibel und dünn. Es war unglaublich! Wir waren so glücklich und dankbar. Das waren die besten Häute, die wir je gesehen hatten.

Die einzige Schwierigkeit war die Größe. Sie waren alle relativ klein und unsere Esraj ziemlich groß, so konnten wir unsere gerade gebaute Aufspannvorrichtung nicht verwenden. ...wieder einkaufen...! Suchen und Einkaufen nach dem Unbekannten. Wir sind der Horror aller Verkäufer. Sie sind so freundlich und hilfsbereit und fragen uns was wir wünschen... aber wir wollen nur alles sehen, was sie auf Lager haben und dann versuchen wir uns vorzustellen, wie wir es für unsere Zwecke missbrauchen können. Z.B. fanden wir unsere „super kleinen Haut Spann-Zwingen“ in einem Ein-Dollar-Geschäft. Stellt euch vor, auf der Packung war eine so irreführende Bezeichnung. Dort stand geschrieben: "Schiebefenster Verriegelung".

Nach ein paar Tagen war das Instrument fast fertig. Wir mussten nur noch das Jawari optimieren. Das Jawari ist ein Knochen über den die Resonanzsaiten laufen. Er ist speziell geformt, so dass sich ein reichhaltiger Klang ergibt, der so typisch für indische Instrumente ist. Ihn anzufertigen ist eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Man schabt den Knochen mit einem Messer und jeder hundertstel eines Millimeters verändert den schnarrenden Klang oder lässt ihn komplett verstummen. Wir hatten eine knappe Anweisung, wie das Jawari zu bearbeiten ist. Nach einer langen, technischen Erläuterung stand im Text: "Das einzige was wirklich hilft ist ein inniges Gebet vor der Arbeit."

Für uns als blutige Anfänger in der Instrumentenbauer-Welt war Beten das einzige, worauf wir uns wirklich verlassen konnten. Vor der Arbeit haben wir meditiert und vor jedem großen Schritt haben wir intensiv gebetet.

Dann endlich mit Gottes Gnade war das Instrument vollendet. Sofort ...